Im Dezember 2024 wurden wir zu einer Nachsuche auf einen Überläufer gerufen.
Das Stück wurde spät abends auf einer Wiese beschossen und drehte sich auf den
Schuss mehrfach um die eigene Achse, bevor die Sau hochflüchtig Deckung
annahm.
Mit einer einfachen Totsuche war nach diesen Informationen nicht zu rechnen,
weshalb ich zu meiner jungen SSH-Hündin Targa noch meine Drahthaar-Hündin
Lotta als Backup mitführte.
Tag 1 führte uns zunächst durch ein Feldgehölz, eine dichte Schwarzdornhecke und
anschließend über eine breite Kreisstraße. Über das freie Feld gelangen wir an einen
Fluss, welchen wir über eine Brücke umschlagen mussten. Im Fährtenverlauf war in
regelmäßigen Abständen Schweiß zu finden. Auffällig waren die deutlichen Eingriffe
des Schwarzkittels.
Auf der anderen Seite des Flusses angekommen, schickte ich Targa zur Vorsuche.
Sie nahm sofort eine Fährte an, welche parallel zum Fluss verlief und verwies mir
nach einigen Metern auch wieder Schweiß.
Gegen 15.30 Uhr brach ich die Suche für diesen Tag nach gesamt 4 Kilometer
Strecke ab.
Nach kurzer Beratung war der Plan für den nächsten Tag geschmiedet. Um 8.00 Uhr
sollte es weitergehen. Dabei bot mir ein befreundeter Nachsuchenführer seine Hilfe
für den nächsten Tag an, was ich dankend annahm. Der Schütze würde das Auto mit
dem zweiten Schweißhund nachziehen, Targa durfte weitersuchen und Lotta wurde
vom NSF-Kollegen nachgeführt.
So nahmen wir an Tag 2 die Fährte wieder auf. Es waren bis dahin ca. 30 Stunden
vergangen (Zeitpunkt Schussabgabe auf die Sau) und es hatte zu Beginn der
Nachsuche frostige minus 4 Grad.
Targa hatte trotz der kalten Temperaturen und dem gefrorenen Boden keine
Probleme die Fährte wiederaufzunehmen. Sehr ruhig und konzentriert stellte sich
Targa wieder auf Ihre Arbeit ein und es ging flott voran. Die kranke Sau nahm
mehrmals über längere Strecken Schotterwege an. Umgefallene Bäume und
Böschungen hatte sie gemieden und umlaufen. So waren wir uns irgendwann sicher,
dass ein Lauf verletzt sein muss. Pirschzeichen die wir fanden waren gefroren. Es
ging durch einige Einstände durch, die zum „Einschieben“ durchaus geeignet
gewesen wären. Zum richtigen Zeitpunkt kamen immer wieder mal ein Tropfen
Schweiß oder wir sahen die Eingriffe im gefrorenen Laub. Nach längerer Zeit kamen
wir aus einem größeren Dickungskomplex heraus in einen Hochwald. Die Fährte ging
auf eine tiefe Klinge mit Bachlauf zu. Plötzlich sah mein Begleiter die Sau im
Gegenhang sichtlich krank in einer Fichtendickung verschwinden. Targa sah die Sau
nicht, machte aber unmissverständlich klar, dass sie geschnallt werden möchte. Als
Targa den ersten Laut auf der warmen Fährte gab, schnallten wir Lotta dazu. Beide
Hunde hetzten die Sau laut und konnten sie nach ca. 300m in einer Dickung stellen.
Schnellstmöglich gingen wir den Standlaut an. Die Sau war trotz ihrer Verletzung
noch sehr mobil und nahm mich bei erster Gelegenheit sofort an. Daraufhin packten
beide Hündinnen den Überläufer mit sicherem Griff, sodass ich diesen mit der kalten
Waffe erlösen konnte.
Nach ca. 7-8 Kilometer Riemenarbeit an zwei Tagen und kurzer Hatz lag ein
Überläufer mit 55kg und tiefem Hinterlauf-Schuss vor uns.
Mit ihren 3,5 Jahren war dies bisher Targas beste Nachsuche.
Targas klare und ruhige Körpersprache, ein strammer Riemen und ihr unglaublicher
Finderwille ließen uns nie an ihr zweifeln.
Die Stehzeit, die Temperaturen, die Länge der Fährte, das Überqueren von Straßen,
das erneute Vorsuchen über dem Fluss, das Finale – einfach alles bei dieser
Nachsuche war mehr als beeindruckend und ich war bzw. bin mächtig stolz auf sie!
Ohne meinen Begleiter, der tollen Teamarbeit und natürlich auch einem Quäntchen
Glück wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen!
Suchendank und Suchenheil
Bernd Helmle, A´targa vom Eulental und Lotta vom Teuberschlag


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