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Nachsuchenbericht

„Der Anschuss muss irgendwo auf dem Feld sein“

Als ich Anfang September morgens einen Anruf von einem befreundeten Jagdpächter bekam, brach ich zu einer kurze n Kontrollsuche auf. Er habe ganz sicher gefehlt, wolle aber sein Gewissen beruhigen. Da stand ich nun vor einer großen Viehweide und staunte nicht schlecht. Aus einer Rotte mit 24 Sauen wurde auf einen Überläufer geschossen. Es war sehr dunkel und die Entfernung betrug knapp 300 Meter. Ja richtig gelesen.  Als ich den Pächter fragend anschaute sagte dieser „ja ich weiß, hätte ich mir sparen können“. Wo genau stand denn die beschossene Sau wollte ich wissen. „Irgendwo da auf dem Feld, vielleicht genau mitten drin“. Ok, na dann mal sehen. Ich ließ meinen Rüden Aron ohne Riemen vorsuchen und beobachtete ihn ganz genau. Er rannte zunächst im Zickzack hin und her und kreiste dann das ganze Feld ab, das immerhin gute 2 ha groß war. Auf einmal riss es ihn herum und er saugte sich auf einer Fährte fest. Ich stoppte Aron per Zuruf und schaute mir die Stelle genau an. Nichts zu sehen. Na dann weiter, „such Verwund“, und das tat er hoch konzentriert. Am Waldrand angekommen verwies er etwas an ein paar dürren Grashalmen. Ich stoppte ihn wieder und schaute nach. Tatsächlich waren zwei kleine dunkle Schweißtropfen an einem Grashalm zu sehen. Nach kurzer Geruchsprobe stand mein erstes Urteil fest: „Waidwund“. Der Pächter staunte nicht schlecht und war nun sehr gespannt. Ich legte den Riemen an und los ging es. Nach einigen Hundert Metern durch Stangenholz hatten wir nochmals Bestätigung. Dann folgte ein etwas wirres Fährtenbild und ich sah deutlich wie Aron immer wieder die richtige Fährte aussortierte und weiter arbeitete. Man sah, dass hier die ganze Rotte durch war. Kurz vor einer großen Dickung blieb er kurz stehen und verwies wieder etwas. Ein kleines Tropfbett mit wenigen runden dunklen Schweißflecken. Dann rein in die Dickung und auf die Sau dachte ich. Die Dickung glich übrigens einem Wildschweinwohnzimmer mit allen Wechseln und Lagern die man sich als Sau nur wünschen kann. Und es roch auch genauso. Aber es ging nach mehrmaligem hin und her zu meiner Überraschung wieder hinaus. Dann änderte sich der Suchstiel von Aron und er wurde irgendwie hektisch. Ich dachte noch die Sau ist vor uns raus, wollte aber nochmals Bestätigung finden das es auch „unsere“ Sau war. Aber es folgte nichts, rein Garnichts. Ich entschied zum Tropfbett zurück zu greifen und dort nochmals anzusetzen. Nach kurzem Zickzack wurde der Riemen straffer und der Hund schneller. „Ok“ dachte ich, jetzt dauert es nicht mehr allzu lange und wir stehen an der verendeten Sau. Von wegen, Aron gab Laut und das heißt die Sau lebt und ist direkt vor uns. Dass ich mich darauf verlassen kann zeigte sich auch hier wieder. Die Sau rumpelte vor uns weg. Hund geschnallt und ab ging die Post. Nach ca. 100 Metern sicherer Standlaut im dichten Tannenanflug. Ich ging den Bail vorsichtig an und machte mich bereit. Doch wo war nur die Sau? Ich sah Aron mit seiner Signalweste im Dicken stehen und aggressiv Laut geben. Auch aus nächster Nähe sah ich keine Sau. Aber irgendwo musste sie ja sitzen. Also von der anderen Seite näherkommen. Und siehe da in einem Erdloch ragte ein Schwartenstück hervor. Da hockte sie drin. Und 20 cm davor mein Hund mit dem unmissverständlichen Signal „ich warne dich du Borstenvieh, bleib nur wo du bist!“ Ich näherte mich von hinten der Sau und der „Zugriff“ erfolgte quasi zeitgleich. Das Abfangen ging problemlos von statten und ich war wieder mächtig stolz auf meinen Aron. Die Sau wog aufgebrochen 36 kg. Riemenarbeit ca. 1,5 km, Hatz ca. 100 m, der Schuss saß tief ganz hinten Waidwund wie vermutet.
Und alle waren Glücklich. Ich weil mein Hund mal wieder gute Arbeit geleistet hat, Aron weil er mal wieder so einem Borsti an den Kragen durfte und der Pächter weil er sein Schweinchen hatte und es noch verwertbar war. Dieser gelobte zukünftig lieber etwas näher heran zu gehen um einen sicheren Schuss anzutragen. Das er nachts auf die Entfernung überhaupt getroffen hat war zwar auch irgendwie beeindruckend, das sagte ich ihm aber natürlich nicht.

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