Mein SSH Attila vom Schelmenloch, genannt Arco ist am 4. Oktober 2009 gewölft und seit 30. November 2009 ist er bei mir in Tschierv, Engadin, im Bärengebiet der Schweiz.

An diesem Tag schneite es hier 1.20m und der Schnee blieb bis Ende April.

Anfangs Mai 2010 konnte ich dann endlich mit kurzen Schleppen und anderen Schweissübungen beginnen. Arco zeigte sofort großes Interesse und arbeitete Schleppen und Fährten schon recht gut.

Am 7. Juni 2010 um 17.30 Uhr bekam ich dann einen Anruf, dass ein Bauarbeiter mit einem Pickup-Jeep einen Rehbock auf einer Waldstraße zwischen Lü und Tschierv angefahren hat. Gemäß Aussage des Lenkers, ist das Reh nach der Kollision sofort aufgestanden und in den Wald verschwunden, ohne dass ihm eine größere Verletzung anzusehen war.

Mit meinem SSH Arco begab ich mich zum Ort des Unfalls und nach Erledigung der administrativen Arbeit legte ich Arco den Schweissriemen an und begann mit der Nachsuche. Schon nach einigen Metern verwies mir Arco unter einer Fichte,  unter der das Reh wahrscheinlich einige Zeit gestanden hatte, ein paar Schweißtropfen. Wir setzten die Nachsuche fort und fanden alle paar Meter wieder einzelne kleine Schweisstropfen.

Als wir nach ca. 80m kurz vor einem Bergbach standen, sprang das Reh aus dem Bach und rannte im dichten, gekuppten Fichtenwald davon. Jetzt habe ich den Hund geschnallt, worauf Arco sofort die Verfolgung des Rehes mit Hetzlaut aufgenommen hat.

Ich rannte den beiden hinterher und nach ca. 100m hatte Arco das Reh gestellt. Ich probierte dem Reh den Fangschuss zu geben, was aber unmöglich war. Die Gefahr Arco zu treffen oder zu verletzen wäre viel zu groß gewesen. Ich sah wie Arco den Bock stellte und dann eher spielerisch versuchte, ihn von allen Seiten anzuspringen. Da Arco bisher noch nie eine solche Situation vorfand, sah ich auch, dass er nicht genau wusste, was er mit dem Reh anstellen sollte.

Jetzt ergriff das Reh nochmals die Flucht und rannte ca. 150m über eine große Lichtung, wieder dicht gefolgt von Arco. Bevor der Bock in den Wald verschwand konnte ihn Arco nochmals stellen. Jetzt ging aber alles sehr schnell. Arco sprang dem Bock an den Träger und riss ihn zu Boden. Ich rannte sofort los und als ich nach ca. 30 Sekunden bei den beiden ankam, traute ich meinen Augen nicht. Arco hatte den Bock abgewürgt und er war bereits tot.

Jetzt liess ich ihn noch einen Moment am Reh reissen und nach einer langen Lobesphase bekam er dann noch ein gutes Stück vom Reh. Nach dem ersten Stellen des Rehbockes dauerte es nur einige Sekunden bis Arco schon verstanden hatte was für eine Aufgabe er zu erledigen hat.

Der Sechser-Rehbock hatte 3 Läufe oberhalb der Afterklauen gebrochen, was bei der Flucht aber fast nicht zu sehen war. Ohne einen Schweisshund hätte der Rehbock sicherlich noch lange leiden müssen, so konnten wir ihn aber sehr schnell von den Qualen erlösen.

Ich war sehr stolz auf Arco und hoffe dass ihm diese Erfahrung für seine zukünftige Arbeit eine große Lehre ist.

Eine solche Aufgabe mit sehr wenig Übung und keiner Erfahrung kann sicher nur ein Hund meistern, der ein paar gute Gene geerbt hat.

Jon Gross
Wildhüter
Val Müstair

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